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Seite 6 - Neues Projekt

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Seite 6

Schwermut
Grundsätzlich war die Schwermut ein ständiger Begleiter. Es gab auch besonders schwere Tage an denen das Wehklagen sehr stark war. Heute war wieder so ein Tag. Sehnsüchtig gleitet der Blick über den großen, runden Rasen, der ringsum mit einem schönen Weg zu den anderen Häusern führte. Von da aus ging es zum großen Eingangstor, mit der gemütlich einladenden Kaffeestube. Ferne Geräusche drangen an mein Ohr und weckten in mir die Sehnsucht nach der endlichen Freiheit. Gleichzeitig erfüllte mich ein Wehgefühl der Verlassenheit und Gefangenschaft. Hier war Endstation, die wilde Reise verlief ins Nichts. Unüberwindliche Blockaden von hohen Mauern schoben sich vor das Gemüt und versperrten die Sicht. Wie wird das weiter gehen? Wie wird das Gerichtsurteil ausfallen? Komme ich überhaupt noch mal raus?

Das Gerichtsurteil
Es war nun schon einige Zeit vergangen. Mein Gerichtstermin rückte näher. Ein Gefühl von Angst und Erleichterung begleitete mich zum Gericht. Angst, was kommt und Erleichterung darüber, dass es überhaupt weiter ging. Angeklagt war ich wegen Drogenmissbrauch, Verstoß gegen das Betäubungsmittelgesetz sowie Apothekeneinbrüche und Sachbeschädigungen. Das Urteil war eine unbestimmte Verwahrung in geschlossenen Anstalten nach Paragraf 42 C zum eigenen Schutz und zum Schutz der Öffentlichkeit, Die Kosten des Verfahrens trägt der Staat. Des weiteren wurde mir eine Unzurechnungsfähigkeit auf Grund des fachärztliche Gutachten meines Arztes beschienen. Ich war eigentlich froh, was hätte ich auch anderes erwarten sollen. Ich war nicht enttäuscht, nein, eine Verwahrung mit unbestimmter Zeit klang zwar nicht gut, aber eine gewisse Mitentscheidung lag durchaus an mir. Aber zu dieser Zeit konnte ich mich auf meinen Willen noch nicht verlassen.

Neue Patienten kamen und gingen. Und deren Besucher brachten Abwechslung und Neuigkeiten in Haus. So gab es auch mal längere Ruhephasen von eingeführten Stoffen. Je nachdem wer neu kam. Waren es keine Suchtpatienten so blieb auch der Besucherstoff weg. Wenn gelegentlich mal ein wenig Haschisch kam, wurde das schon nicht mehr als Suchmittel angesehen. Nein, das war nur ein Zeitvertrieb. Vielleicht ist das auch der Grund, das so viele auch noch nach längeren Kuren wieder Rückfällig werden. Ich hatte keinen Besuch zu erwarten. Wir waren zwar drei Geschwister, ich denke aber, die wussten von alledem nichts, was mir auch recht war. Darum habe ich sie auch nicht sonderlich erwartet. Unsere Geschwisterliebe beruhte eher auf sich voneinander entfernen als auf Zusammenschluss. Meine Mutter war schon lange Tod und mein Vater konnte diese Reise und Aufregung nicht mehr ab.

Mittlerweile waren schon fast 2Jahre (einschließlich der Zeit im Wachsaal und dem Tagesraum) ins Land gegangen. Diese lange Zeit hinterlässt Spuren. Der körperliche Abstand zur Droge war zwar größer geworden, aber die innerliche Leere war geblieben. Ich hatte auch schon einige Abschnitte erreicht. Das Urteil war gefällt, und so lange ich in dieser Schutzzone war, solange war ich auch tatsächlich vor mir selbst sicher. Es gab keinen Anker eigenen Halt. Ein Mensch ohne Inhalt, Ziele und Geborgenheit. Kurz gesagt „ein leeres Gefäß“ an einem Ort der Schwermut.


Der Umzug nach Bad Rehburg
Nach den Richterlichen Beschluss musste ich verlegt werden. Auf dem Gericht wurde ja gesagt, „zur weiteren Verwahrung in geschlossene Anstalten“. Öfters hörte ich hier von Mitpatienten den Namen  „Mooringen.“ Kein guter Name, ich landete aber nach dem § 64 StGB im MRVZN Bad Rehburg. Gemäß den Bestimmungen des Hauses musste ich den üblichen Weg gehen. Durch diese Umstände war einige Zeit ins Land gegangen, dadurch hatte ich einen längeren Abstand von Rauschmitteln und somit auch ein besseres Gedankengut.
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